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Landwirtschaft neu gedacht

Unsere kleine Bio-Modell-Landwirtschaft möchte Akzente setzen! Jede und jeder sollte inzwischen begriffen haben, dass mit unserer Landwirtschaft in der aktuellen Form so einiges im Argen liegt! Gewässerbelastung, Artensterben und ausgeräumte Landschaften sind nur einige der allgegenwärtigen Attribute, mit denen die heutige Landwirtschaft in Verbindung gebracht wird. Leider ist auch vieles dran an diesen Einschätzungen! Hinzu kommen weitere Aspekte, welche die Landwirtschaft als Mitverursacherin der Klimakrise oder für die zunehmende Degradation der Böden verantwortlich machen.

Auf der anderen Seite ist es gerade die Landwirtschaft, die ganz besonders unter den Auswirkungen der Klimakrise zu leiden hat; drei Dürrejahre in Folge haben die Böden ausgezehrt und die Erträge rapide zurück gehen lassen. Viele Betriebe waren gezwungen ihren Tierbestand zu reduzieren oder sogar ganz abzuschaffen und damit ihre Existenzgrundlage oft nach Generationen aufzugeben. Häufigere Starkregen, Überschwemmungen und Hagel verstärken die missliche Lage vieler Landwirtschaftsbetriebe.

Anstelle immer weiterer Schuldzuweisungen gegen die heutige Landwirtschaft und deren Trotzreaktionen wäre es doch wesentlich solidarischer und zielführender, wenn alle gemeinsam mithelfen würden, die Landwirtschaft neu zu denken! Ein sehr wirksamer Hebel ist unser aller Konsum- und Einkaufsverhalten: wer von der Landwirtschaft mehr Umwelt- und Ökosystemleistungen fordert, sollte dies auch beim eigenen Einkauf über faire Einkaufspreise honorieren. Ein weiterer sehr viel versprechender Ansatz des Neudenkens ist die Umstellung auf „Regenerative Landwirtschaft“, welche sowohl für Bio-Betriebe als auch für Konventionelle geeignet ist.

„Landwirtschaft ist regenerativ, wenn Böden, Wasserkreisläufe, Vegetation und Produktivität kontinuierlich besser werden, statt nur gleich zu bleiben oder langsam zu verschlechtern.“ (Dr. Christine Jones)

Bei konsequenter Umsetzung der regenerativen Methoden können mineralische Dünger und chemische Pflanzenschutzmittel stark reduziert bzw. vollständig ersetzt werden. Gründüngung, Untersaaten, weite, vielfältige Fruchtfolgen und die Leistung der Photosynthese rücken verstärkt in den Vordergrund! Über Photosynthese gewonnene Energie trägt zur Ernährung der Bodenmikroorganismen bei, welche Huminstoffe, Enzyme und sonstige Pflanzennährstoffe in der Rhizosphäre zur Verfügung stellen. Das führt zu einer ausgewogenen Pflanzenernährung und zum Aufbau von Dauerhumus! Zusätzliche gesamtsystemische Maßnahmen, wie z.B. die Etablierung von Agroforstsystemen, Keyline-Design oder holistisches Weidemanagement können die positiven Wirkmechanismen auf Boden, Wasser, Pflanze und Artenvielfalt steigern helfen.

Besonderheiten der Bio-Modell-Landwirtschaft Hengstbacherhof

Am Hof entsteht auf der Fläche von ca. 4 ha eine besondere Form der „Garten-Landwirtschaft“, wo wir klassische biologische Anbaumethoden mit neuen, innovativen Ansätzen der regenerativen Landnutzung kombinieren und vieles ausprobieren.

Die Bio-Modell-Landwirtschaft ist ein Leuchtturmprojekt des Kompetenzzentrums Boden und regenerative Landnutzung der Stiftung Lebensraum, die ihren Sitz ebenfalls am Hengstbacherhof hat. Ziel der regenerativen Garten-Landwirtschaft ist der Anbau hochwertiger Lebensmittel bei gleichzeitiger Förderung der Bodenfruchtbarkeit und weiterer umfassender Ökosystem-, Umwelt- und Klimaschutzleistungen.

Erzeugnisse der Bio-Modell-Landwirtschaft:

  • Gemüse (30 verschiedene Sorten)
  • Obst (aus dem Agroforst-System)
  • Eier (von unseren Coffee & Cream Hennen)
  • Apfelsaft (von den alten Streuobstwiesen)
  • Kartoffeln und Getreide

Mehr Informationen zu unserem Hofverkauf finden Sie hier.

Agroforstsysteme & intelligente Bewässerung

Unsere Anbauflächen werden seit 2011 als Agroforstsysteme betrieben, wobei sich Gehölzstreifen aus einheimischen Bäumen und Sträuchern, Obst, Beeren und Wertholz mit Feldstreifen abwechseln. Eine Besonderheit unseres Agroforstsystems ist die Tropf-Bewässerung der Gehölze, welche mit gereinigtem Schmutzwasser aus der Dorf-Pflanzenkläranlage erfolgt. Auf den Feldstreifen werden Getreide, Kartoffeln und Gemüse angebaut. Zwischen den Gehölzstreifen befinden sich Wiesenstreifen, auf denen ein modernes Hühnermobil mit 220 Bio-Legehennen rotierend betrieben wird.

Hühnermobil

Im Hühnermobil leben 4 unterschiedliche Rassen die unter dem Begriff „Coffee & Cream“-Hennen bekannt sind. Durch die ganzjährige mobile Haltung auf den Wiesen im Agroforstsystem haben die Hühner stets frisches Grün und sind zudem durch die Bäume vor Greifvögeln geschützt. Im Gegenzug helfen die Hühner den Pflanzen über „Düngung“ und Regulierung von Schadinsekten. Die Bruderhähne unserer Legehennen werden in einem Bio-Partnerbetrieb aufgezogen. Im Hühnermobil wird ein ganz besonderes Einstreu auf Basis biologisch aktivierter Pflanzenkohle verwendet, welches Gerüche und Feuchtigkeit bindet und anschließend als hofeigene „Terra Preta“ den Nährstoffkreislauf in der Bio-Modell-Landwirtschaft schließen hilft.

Terra Preta und schonende Bodenbearbeitung

Am Hof befindet sich seit 2011 eine professionelle Terra Preta-Produktionsanlage. Unsere Erntereste und der Festmist werden zu hochwertiger hofeigener Terra Preta verarbeitet, welche dem Boden- und Humusaufbau dient. Zusätzlich setzen wir Methoden zur schonen Bodenbearbeitung ein, wie Unterkrumenlockerung und Flächenrotte. Dabei werden über die Einbringung von Fermenten das Bodenleben und die Bildung von Ton-Humus-Komplexen gefördert. Darüber hinaus arbeiten wir mit diversen Zwischenfrüchten, Untersaaten und generell mit ganzjähriger Bodenbedeckung.

Market Garden

Ein zentrales Element unserer Garten-Landwirtschaft ist der „Market Garden“, welcher auch als „bio-intensiver Gemüsebau“ bezeichnet wird. Auf einem der Kulturstreifen im Agroforstsystem werden mit dieser speziellen Methode seit 2020 auf verhältnismäßig kleiner Fläche über 30 Gemüsesorten in bester Bio-Qualität angebaut. Diese Methode basiert auf viel Handarbeit, Humuswirtschaft und einer stringenten Anbauplanung.

Waldgarten

Zur Abrundung des ganzheitlichen Ansatzes entwickeln wir gerade einen „Waldgarten“, wo essbare Gehölze und Stauden in einem älteren Baumbestand integriert werden. Neben dem mehrschichtigen Aufbau (Baumkronen, Strauchzone und krautige Zone am Boden) versuchen wir im Waldgarten essbare Pilze zu kultivieren.

Tiere

Unsere Coburger-Fuchsschafe unterstützen beim Mähen des Graslandes. Walda und Wilma, unsere beiden Schwäbisch-Hallischen Landschweine, helfen neue Flächen „urbar“ zu machen und überschüssiges Gemüse zu verwerten. Hinzu kommen die Hühner vom Hühnermobil, Hühner, Enten und Gänse auf unserer Streuobstwiese und Flora der Hofhund.

Erleben, Lernen und Wissenstransfer

Uns liegt es am Herzen, dass möglichst viele Menschen die Methoden der regenerativen „Garten-Landwirtschaft“ kennen und lieben lernen. Deswegen legen wir großen Wert auf Erleben, Lernen und Wissenstransfer!

Der von der Stiftung Lebensraum initiierte Weg in die Zukunft erklärt anhand von 12 Stationen anschaulich und informativ die Ansätze und Methoden der regenerativen Garten-Landwirtschaft am Hof. Hier finden auch regelmäßig Führungen, Kurse und Seminare rund um die Themen Boden, Humus, regenerative Garten-Landwirtschaft und regionales Stoffstrommanagement statt.

Werdet WWOOFer*innen

Wir freuen uns, wenn Ihr den Mut und die Offenheit habt😊, uns hier am Hengstbacherhof mit Eurer Wirkungs- und Arbeitskraft für einige Wochen zu unterstützen und zugleich ganz viel über den nachhaltigen Anbau von Lebensmitteln und neue, innovative Methoden der Garten-Landwirtschaft kennen zu lernen.

Wwoofer*innen wohnen gemeinsam mit unseren FÖJler*innen und anderen Freiwilligen in der Mitarbeitenden-WG in einem der historischen Häuser auf dem Hengstbacherhof. Mittags essen wir gemeinsam und beim Kochen wechseln wir uns ab.

Bio-Modell-Landwirtschaft Hengstbacherhof | Inh. Joachim Böttcher | Hofstraße 5, 67822 Hengstbacherhof
Fon: 06362 9221-31 | Fax: 06362 9221-49 | Email: d.dreher@hengstbacherhof.de
Fragen zum Hofverkauf: hofverkauf@hengstbacherhof.de