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Die Terra Preta Partnerschaft eG (iG)

Ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell

Eine Gruppe von bundesweiten Akteur*innen arbeitet seit Anfang 2020 am Aufbau der Terra Preta Partnerschaft-Genossenschaft. Zielsetzung der Genossenschaft ist die Erweiterung der Produktionskapazitäten für Pflanzenkohle und Terra Preta-Produkte über die Entstehung eines bundesweiten Netzwerks von regionalen Partnerbetrieben. Auf diese Weise können biogene Reststoffe und Wirtschaftsdünger vor Ort flächendeckend in den landwirtschaftlichen Stoffstromkreislauf zurück geführt werden und über den damit verbundenen Humusaufbau ein nennenswerter Beitrag zum aktiven Klima- und Ressourcenschutz geleistet werden.

Der Zweck

Aufbau einer innovativen, gemeinwohl-orientierten Dachgesellschaft zur Etablierung regionaler „Terra Preta“-Produktionsstandorte sowie zur Verbreitung der Anwendung in der flächigen Landwirtschaft.

Ansprechpartner:

Jürgen Haas
Füssenichstr. 1
50126 Bergheim

+49 (0)172/952 1126

Hintergrund

Die deutsche Landwirtschaft steht am Scheideweg; viele landwirtschaftliche Betriebe leiden inzwischen stark unter den klimawandelbedingten Veränderungen, wie häufigere Dürreperioden, Starkregen, Hagel usw.. Auf der anderen Seite ist die Landwirtschaft in der heutigen Form selbst eine Mitverursacherin des Klimawandels, z.B. über fortschreitende Humusverluste aus den Agrarböden, über Lachgasemissionen als Folge der Stickstoffdüngung oder über Methanentstehung bei der Nutztierhaltung.

Dies könnte zukünftig anders werden, denn über eine Veränderung bestimmter landwirtschaftlicher Praktiken im Umgang mit Wirtschaftsdüngern oder allgemein in der Bodenbewirtschaftung könnten landwirtschaftliche Betriebe sogar aktiv zum Klimaschutz beitragen und gleichzeitig von weiteren Vorteilen profitieren. Viel diskutiert wird in diesem Zusammenhang der Humusaufbau in landwirtschaftlichen Nutzböden und die Anwendung karbonisierter pflanzlicher Biomasse zur Aufwertung von Wirtschaftsdüngern sowie zur Steigerung der Bodenkohlenstoffgehalte, nachfolgend als Terra Preta- Technologie (TP-Technologie) bezeichnet.

Warum eine Terra Preta-Genossenschaft?

Gegenstand der zu gründenden Terra Preta Partnerschaft eG (TPPeG) ist die Verbreitung der TP-Technologie als zukunftweisendes Verfahren zur Inwertsetzung organischer Reststoffe in Verbindung mit einer Aufwertung von Nutzböden, einer Aufwertung von Wirtschaftsdüngern und einer Stärkung regionaler Kreislaufwirtschaft bei einem aktiven Beitrag zum Klimaschutz.
Das Geschäftsmodell einer Genossenschaft passt geradezu ideal zu den Herausforderungen und Potenzialen der TP-Technologie. Eine „Schlüsselinnovation des Jahrhunderts“, welche das Zeug für eine zukunftsweisende und enkeltaugliche Transformation ganzer Landnutzungsmodelle hat, braucht ein für alle Interessierten offenes, überkonfessionelles Modell der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung auf Grundlage von Kooperationen und Solidarität.
Um dies zu gewährleisten, bietet die Genossenschaft Dienstleistungen rund um die TP-Technologie an, wie Anwendungsberatung, Entwicklung und Aufbau neuer Produktionsstandorte im Baukastensystem, Qualitätssicherung, Produktentwicklung und Produktvertrieb. Außerdem sollen neue, innovative Anwendungsfelder mit dem Ziel der Förderung des Bodenschutzes, des Grundwassers, der regionalen Kreislaufwirtschaft sowie der regenerativen Landwirtschaft erschlossen werden.
Die TPPeG fördert ihre Mitglieder durch attraktive Einkaufskonditionen, Beratungsangebote, Servicedienstleitungen und sonstige Maßnahmen. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Vorteile und Potenziale der TP-Technologie einem breiten Kreis von Anwendern zugänglich zu machen. Gleichzeitig werden über die flächige Verbreitung der Technologie regionale Ressourcenschutz- und Wertschöpfungsmodelle unterstützt, welche den Mitgliedern und der jeweiligen Region zu Gute kommen. Die genossenschaftlichen Förderungen der Mitglieder sind derart kalkuliert, dass sie aus betriebswirtschaftlicher Sicht tragfähig sind.

Was ist Terra Preta (TP) überhaupt?

TP ist eine sehr fruchtbare, von indigenen Hochkulturen im Amazonasgebiet vor Jahrtausenden aus ihren organischen Abfällen hergestellte Erde. Aufgrund ihres teilweise sehr hohen Entstehungsalters von bis zu 7.000 Jahren und aufgrund ihrer fast beispiellosen Fruchtbarkeit wird „Terra Preta do Indio“ noch heute als „wissenschaftliches Phänomen“ bezeichnet. Seit Ende der 70er Jahre forschen internationale Wissenschaftler an der Aufklärung dieser ungewöhnlichen anthropogenen Böden. Der Durchbruch gelang einer kleinen Expertengruppe um den TP-Pionier Joachim Böttcher im Jahre 2005. Das Expertenteam stellte am Hengstbacherhof aus Pflanzenkohle und anderen organischen Materialien unter Anwendung eines anaeroben Fermentationsverfahrens erstmalig Substrate her, welche sowohl vom Aussehen als auch von den Eigenschaften der nativen TP aus dem Regenwald sehr ähnlich waren. Der wissenschaftliche Beweis gelang zwei Jahre später über die genetische Fingerprintmethode, wobei sich herausstellte, dass die Mikroorganismen der Originalproben von TP mit denen vom Hengstbacherhof nahezu identisch waren. Seid dieser gelungenen „Wiederentdeckung“ der Herstellungsprozesse arbeiteten Böttcher und sein Team mit Nachdruck daran, diese vielversprechende Methode der Verarbeitung von biogenen Reststoffen im Sinne eines umfassenden regionalen Klima-, Umwelt- und Ressourcenschutzes auf die heutige Zeit und somit auf moderne Herstellungs- und Anwendungsverfahren zu übertragen. Das Bundesumweltministerium bezeichnete Böttchers Entwicklung nach einem Besuch am Hengstbacherhof im Jahr 2011 als „Schlüsselinnovation des Jahrhunderts“.

Geschäftsgegenstand

Geschäftsgegenstand der Genossenschaft ist die Initiierung und Etablierung regionaler Produktionsstandorte in einer Art Baukastensystem (Partnerschaftsmodell) zur Herstellung von Pflanzenkohle (PK) aus nachwachsenden, regionalen Biomassen, Wärme und Terra Preta-Initial (TP-I), sowie die Vermarktung der Produkte in der flächigen Landwirtschaft, wodurch ein größtmöglicher Klima- und Umweltschutz sowie eine zukunftsfähigere Landwirtschaft gefördert werden. Über eine größere Anzahl an regionalen Produktionsanlagen, über verbesserte Einkaufskonditionen für landwirtschaftliche Mitglieder, sowie über Zusatzeinnahmen aus Klima- und Trinkwasserschutzdienstleistungen soll erreicht werden, dass die Produkte auch für die flächendeckende Landwirtschaft wirtschaftlich einsetzbar werden.
Die TPPeG errichtet bzw. erweitert zunächst eine Produktionsanlage in Eigenregie, welche für das Geschäftsmodell als FuE- und Demonstrationsstandort fungieren soll. Gleichzeitig wird die TPPeG Inhaberin des europäischen Verfahrenspatentes zur Herstellung von Terra Preta sowie des Anwender- Knowhows bei der Verarbeitung unterschiedlicher Biomassen sowie der Rezepturen der unterschiedlichen Produkte.
Die TPPeG baut eine Beratungs-, Vertriebs- und Logistikstruktur auf, welche das Geschäftsmodell der regionalen Produktionsstandorte im Baukastensystem als eigenständige Satelliten in ganz Deutschland fachlich und betriebswirtschaftlich begleitet und umsetzt. Die TPPeG verfügt über einen Hauptsitz am Hengstbacherhof (Rheinland-Pfalz), wo sich neben der Demonstrationsanlage ein Bodenlabor, landwirtschaftliche Versuchsflächen und Schulungsräume als Infrastruktur befinden.
Die kfm. Verwaltung wird an einem verkehrsgünstigen Ort im Raum Köln angesiedelt.
Nachdem die formale Gründung der TPPeG erfolgreich vollzogen ist, werden mit regionalen Akteuren z.B. Landwirtschaftliche Maschinenringe weitere Produktionsstandorte als Satelliten entstehen, um eine möglichst gute regionale Vernetzung und Kundennähe in der Fläche zu erreichen. Diese werden als eigenständige Gesellschaften gegründet, die gleichzeitig Mitgliedsanteile an der TPPeG erwerben und somit eine überregionale Vernetzung forcieren. Neben den regionalen Produktionsstandorten werden insbesondere Betriebe aus der grünen Branche, wie Landwirtschaft, Wein-, Obst und Gartenbau als Mitglieder der TPPeG beworben, welche dadurch u.a. über verbesserte Einkaufskonditionen profitieren.

Zielsetzung

Die TPPeG möchte bis 2030 erreichen, dass auf etwa 1% der deutschen Landwirtschaftsflächen der Anteil der organischen Bodensubstanz (Corg.) im Oberboden (0-30cm) über TP-Initial bzw. damit vorbehandelte Wirtschaftsdünger um ca. 0,5 % gesteigert wird. Mit der Steigerung der Corg.-Gehalte mittels TP-I um ca. 0,5% wird im Boden ein stabiles Milieu geschaffen, welches die physikalischen und chemischen Funktionen signifikant verbessert und zugleich die Bodenbiologie fördert. Dies sind die Voraussetzungen für eine Verbesserung des Humusaufbaus, der Nährstoffhaltefähigkeit (z.B. Nitratrückhaltung), der Wasseraufnahmekapazität, der Infiltrationsfähigkeit (Hochwasserprävention in der Fläche) sowie der Klima-Resilienz in der Landwirtschaft im Allgemeinen. Allein durch die Steigerung des Corg.-Anteils um 0,5% auf ca. 1 % der deutschen Landwirtschaftsflächen werden rund 12 Mio. Tonnen CO2-eq langfristig sequestriert. Dabei ist der positive Effekt der TP-I-Anwendung zur Stabilisierung bzw. Steigerung des Humusgehaltes noch nicht berücksichtigt.
Darüber hinaus bietet das Geschäftsmodell der TPPeG landwirtschaftlichen Betrieben über Maschinen- und Logistikdienstleistungen weitere Einkommensmöglichkeiten. Zudem profitieren die angeschlossenen Betriebe über ein umweltschonendes Wirtschaftsdünger-Management. Generell bietet sich die Chance für eine verbesserte regionale Wertschöpfung indem beispielsweise auch die umliegenden Städte und Gemeinden mit Ihren biogenen Reststoffen in das Konzept sinnvoll einbezogen werden.

Ausblick und Perspektiven

Der Weltklimarat (IPCC) appelliert zur Einhaltung des 1,5 Grad-Ziels bis zum Jahr 2100, um die katastrophalen Folgen der Klimakrise zumindest noch einzudämmen. Dafür müssten in den kommenden 10 Jahren mehrere hundert Gigatonnen CO2 aktiv aus der Atmosphäre entfernt werden. Als eine der vielversprechenden und wirksamen Technologien zur Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele wird explizit die Herstellung von Pflanzenkohle aus nachwachsenden Biomassen und deren Anwendung zum Aufbau von Dauerhumus in landwirtschaftlichen Nutzböden benannt. Damit könne gleichzeitig eine unserer wertvollsten Ressourcen, nämlich fruchtbarer Boden, geschont und erhalten werden. Für den Aufbau von Dauerhumus in landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Nutzböden führt das TP – Verfahren im Vergleich zu allen anderen bekannten Maßnahmen bereits nach relativ kurzer Zeit zum Erfolg und ist zudem effektiver und dauerhafter. Die Wasserspeicherfähigkeit der Böden wird enorm erhöht, was in Zeiten zunehmender Dürreperioden und Starkregen von essentieller Bedeutung für die Landwirtschaft ist.
Aus diesem Grund wird der TP – Technologie in naher Zukunft im Kontext der fortgeschrittenen Klimakrise und des damit verbundenen Ringens der Weltgemeinschaft um wirksame und umsetzbare Lösungen zur Entfernung gewaltiger Mengen an CO2 aus der Atmosphäre eine sehr große Bedeutung zukommen!